Die Rente ist sicher!

Auch wenn es jetzt schon 18 Jahre her ist: viele Bundesbürger werden sich noch an die Aussage des damaligen Ministers für Arbeit und Soziales Dr. Norbert Blüm erinnern, der am 10. Oktober 1997 im Bundestag folgende Worte sagte: „die Rente ist sicher“ (übrigens: zum ersten Mal sagte er das bereits im Wahlkampf 1986).

Aber ist das wirklich so?

Generell sind zwei Renten­systeme zu unterscheiden. Das Umlage­verfahren (eher staatlich) und das Kapital­deckungs­verfahren (eher privat).

Das Umlageverfahren

Das Umlageverfahren entspricht einem Generationen­­vertrag und wird bei der gesetzlichen Rente, gesetzlichen Kranken- und Arbeitslosen­­versicherung verwendet.

Wer arbeitet, zahlt derzeit (2015) einen Beitrag von 18,7% von seinem Arbeits­lohn in die gesetzliche Rentenkasse (DRV – Deutsche Renten­versicherung) ein. Dieser Betrag wird jeweils zwischen Arbeitnehmer (AN) und  Arbeitgeber (AG) geteilt (je 9,35%). Ist das viel? Im historischen Vergleich sind diese Abgaben relativ konstant, wie die folgende Übersicht der Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung zeigt.

Entwicklung der Beitragssätze in der allgemeinen Rentenversicherung 

 Quelle: www.deutsche-rentenversicherung.de/

Die eingezahlten Beiträge werden unmittelbar für die Finanzierung der Leistungs­­empfänger (Rentner) genutzt, also direkt als Rente an Sie ausgezahlt. Man zahlt also in einen Gemein­schafts­­topf Geld ein und bekommt später aus diesem Topf auch seine Rente (das Geld das ich einzahle wird also  nicht für mich bzw. generell gespart, sondern sofort weiter­geleitet/verteilt/ausgezahlt).

Und ist das jetzt sicher? Ja, denn solange es Menschen gibt die arbeiten, gibt es auch etwas zu verteilen. Erprobt ist dieses System seit 1957. In der damaligen Renten­reform hat Konrad Adenauer die 1889 von Otto von Bismarck eingeführte kapital­­gedeckte Renten­versicherung in eine umlage­finanzierte Rentenversicherung umgewandelt (faktisch jedoch wurde das Umlage­verfahren schon viel länger angewendet, denn durch Kriege und Hyper­inflation konnte bis auf wenige kurze Perioden nie ausreichend genug Kapital­­deckung zur Aufrecht­erhaltung des Systems aufgebaut werden).

Das Rentensystem ist seit 1957 erprobt.

Doch wie funktioniert das Ganze? Wenn es höhere Einnahmen gibt, dann gibt es mehr zu verteilen. Das passiert, wenn viele Menschen ein sozial­versicherungs­pflichtiges Beschäftigungs­­verhältnis haben (also angestellt sind und mehr als 451 Euro pro Monat verdienen); wenn der Beitrag steigt (entweder durch Beitrags­­erhöhung oder durch Lohns­teigerungen); wenn die Zahl der Einzahler steigt (mehr Geburten) bzw. wenn die Zahl der Empfänger fällt (fallende Lebens­erwartung). Sinken die Einnahmen durch eine hohe Arbeits­­losigkeit, durch niedrigere Beiträge, weil die Zahl der Empfänger steigt oder weil die Lebenserwartung steigt, dann gibt es weniger zu verteilen.

Soweit so gut. Die Rente ist also sicher – nur die Höhe nicht, oder doch? Hier hat das System seinen Fehler. Denn es garantiert jedem Rentner zu Renten­beginn eine gewisse Rentenhöhe. Das heißt: die bestehende Renten passen sich nicht nach unten an wenn weniger Geld eingezahlt wurde (es gibt zwar Nullrunden und Renten­steigerungen, aber keine direkten Renten­kürzungen). Um aber dem demo­grafische Faktor Rechnung zu tragen (immer mehr Rentner – 2013: ca. 18 Mio. und immer weniger Einzahler – 2013: ca. 29 Mio.) wird die Rente indirekt gesenkt. Das heißt, das alle die in Zukunft in Rente gehen weniger Rente für dieselben Beiträge die Sie eingezahlt haben bekommen, als die Beitrags­zahler früherer Jahre.

Wie das gemacht wird? Anhand der Standardrente (das ist eine Modellrechnung mit folgenden Annahmen: ein Versicherter mit 45 Beitragsjahren, dessen Gehalt immer genau im Durchschnitt aller Beitrags­zahler lag, bekommt je nach politischem Willen einen fest­gelegten prozentualen Anteil seines Gehaltes später als Rente ausgezahlt). Diese Standard­­rentenniveau gibt also an, wie sich die Durchschnitts­rente zum Durchschnitts­einkommen verhält (wie sich die Rente genau berechnet, das erklären wir Ihnen in einem anderen Artikel). Und dieses Standard­rentenniveau verringert sich seit Jahrzehnten und soll bis 2030 auf rund 43% abgesenkt werden.

Netto-Rentenniveau

Fazit: die Rente ist sicher. Nur wird die Rentenhöhe für die nächste Generation der Rentner immer geringer. Um diese Lücke zu schließen sollen wir laut Politik und Medien privat vorsorgen und zwar über das sogenannte Kapital­deckungs­verfahren.

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