Kaufen Sie jetzt Aktien! – und zwar in Form von Sparplänen

Anfang März 2015 gab Henning Gebhardt, ein Fondsmanager der Deutschen Bank, ein Zeitungsinterview und ermunterte darin die Leser, deutsche Aktien zu kaufen, da er mit weiteren Kurszuwächsen rechnen würde. Zu der Zeit dieses Interviews waren die Kurse bereits relativ stark gestiegen, so hatte der DAX in den ersten zwei Monaten des Jahres 2015 knapp 20% zugelegt. Die Stimmung war also ausgesprochen euphorisch und Aktien wurden angesichts des Niedrigzinsumfeldes als „alternativlos“ bezeichnet. In vielen Zeitungsartikeln und Kommentaren bekam man zu dieser Zeit zu lesen, dass die Dividende der neue Zins sei und somit die verhältnismäßig sicheren Anleihen im Port­folio ganz einfach ersetzt werden können.

Schauen wir nun einmal auf die Entwicklung seitdem:

Hätten Sie damals beispielsweise die Aktie von BASF, dem größten Chemie-Unternehmen der Welt mit Sitz in Ludwigshafen, für 87 Euro gekauft, so lägen Sie beim heutigen Kurs von 61 Euro trotz 2,80 Euro Dividende in etwa mit 27% im Minus. Bei Daimler wäre es unter dem Strich eben­falls ein Minus von 27%, bei Volkswagen-Aktien sogar ein verheerendes Minus von 55% gewesen. Der DAX, der Dividenden­zahlungen ebenfalls mit berücksichtigt, hat im gleichen Zeit­raum etwa 18% verloren, der von Herrn Gebhardt gemanagte Fonds DWS Deutschland ungefähr genauso viel wie der DAX (-19%).

Hätten Sie am 8. März 2015 eine BASF-Aktie für 87 Euro gekauft, so lägen Sie bei einem aktuellen Kurs von 61 Euro trotz 2,80 Euro Dividende in etwa mit 27% im Minus.

Ein knappes Jahr später sieht die Welt also komplett anders aus und niemand spricht mehr davon, dass die Dividende der neue Zins sei. Ein fallender Ölpreis belastet derzeit den welt­weiten Rohstoff­Sektor. Die chinesische Volks­wirtschaft wächst nicht mehr so wie früher. Droht eine welt­weite Rezession und eine neue Finanz­krise? Hinzu kommt noch die US-amerikanische Noten­bank, die kurz vor Weih­nachten zum ersten Mal seit Jahren wieder die Zinsen erhöht hat und weitere Zins­anhebungen für 2016 angekündigt hat. Die Stimmung an den Finanzmärkten ist daher alles andere als euphorisch.

Deshalb verkaufen derzeit viele Investoren ihre Aktien (vor allem deutsche Aktien, wie zum Beispiel BASF) und kaufen lieber vermeintlich sichere Staats­anleihen, wie zum Beispiel deutsche Staatsanleihen (bei 10-jähriger Laufzeit mit einer aktuellen Rendite pro Jahr von 0,3%). Natürlich konnte Herr Gebhardt nicht wissen, wie sich der Aktienmarkt entwickelt und „hinterher ist man immer schlauer“. Aber hier sieht man einmal mehr, dass ein regelmäßiges Investment (z.B. monatlich 50 Euro) mit Hilfe von Sparplänen eine bessere Idee gewesen wäre, als nur zu einem Zeitpunkt in den deutschen Aktienmarkt einzusteigen. Falls es doch zu (weiteren) Kursverlusten kommen sollte, reduzieren Sie so das Risiko, eine größere Anlagesumme zu einem falschen Zeitpunkt zu investieren. In diesem Fall kaufen Sie durch regelmäßiges Investieren automatisch zu günstigeren Kursen.

Leider wissen wir auch nicht, wie sich der Ölpreis in diesem Jahr entwickeln oder um wie viel Prozent die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr wachsen wird. Es ist natürlich möglich, dass die deutsche Wirtschaft, und damit auch ein Unternehmen wie BASF, in eine Rezession stürzt und damit die Aktienkurse stark fallen. Wir können uns aber ansehen, von welchen Faktoren die deutsche Wirtschaft abhängig ist. So haben wir uns daher einmal die Länder angeschaut, die am meisten Waren und Dienst­leistungen aus Deutschland importieren:

Größte Importeure deutscher Waren und Dienstleistungen 2014
LandSumme
Frankreich100 Mrd. Euro
USA95 Mrd. Euro
Vereinigtes Königreich79 Mrd. Euro
China74 Mrd. Euro
Niederlande73 Mrd. Euro
Österreich56 Mrd. Euro
Quelle: Statistisches Bundesamt

Auf Platz 1 liegt überraschender Weise nicht China, sondern Frank­reich mit etwa 100 Mrd. Euro an importierten Waren und Dienstleistungen aus Deutschland. Auf Platz 2 und 3 folgen die USA und das Vereinigte König­reich mit 95 Mrd. Euro und 79 Mrd. Euro. Erst auf Platz 4 und praktisch gleichauf mit den Niederlanden liegt die Volks­republik China mit 74 Mrd. Euro (Niederlande 73 Mrd. Euro). Selbst in unser Nachbar­land Österreich exportiert Deutschland Waren und Dienst­leistungen in Höhe von 56 Mrd. Euro.

Diese Übersicht soll Ihnen aufzeigen, dass ein geringeres Wachstum in China natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die deutsche Export­industrie einhergeht, aber die Abhängigkeit bei weitem nicht so groß ist, wie es die Schlag­zeilen und Berichte in den Medien vermuten lassen. Dies sieht man heute auch daran, dass ein welt­weit operierendes Unter­nehmen wie Siemens sogar die Prog­nose für 2016 erhöht hat und die US-amerikanischen Mischkonzerne Procter & Gamble, Johnson & Johnson und 3M alle bessere Quartals­zahlen vorlegen, als dies von den Analysten prognostiziert wurde.

Fazit: Lassen Sie sich also nie von allzu euphorischen Aus­sagen zu schnellen Aktien­käufen verleiten. Genauso wenig sollten Sie in einer Situation, in der eine schlechte Stimmung am Markt vorherrscht, wie derzeit, nicht alle Ihre Aktien verkaufen. Kaufen Sie stattdessen monatlich oder quartals­weise Aktien. Und wie so oft plädieren wir an dieser Stelle dafür gleich ganze Körbe von Aktien in Form von ETFs oder Fonds zu kaufen, bzw. ausgewählte Aktien von Unter­nehmen, die es über Jahr­zehnte geschafft haben, durch ein stabiles Geschäftsmodell ihre Dividenden­ausschüttungen zu steigern (siehe unsere Artikel-Serie „Stetige Erträge mit Dividendenaktien“). Solche Unternehmen sind beispielsweise 3M, Procter & Gamble und Johnson & Johnson, aber auch Nestlé, Unilever und Coca Cola.

 

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