Was ist eigentlich der DAX? – und warum Sie sich nicht von ihm verrückt machen lassen sollten

Der DAX ist der wichtigste deutsche Aktienindex. Die Abkürzung „DAX“ steht dabei für „Deutscher Aktienindex“. Er bildet somit die Entwicklung der Aktien­kurse der 30 größten an der Frankfurter Wert­papier­börse gehandelten Unter­nehmen ab. Da in Deutschland allerdings viele Unternehmen überhaupt nicht an der Börse gehandelt werden – so sind zum Beispiel weder Edeka, dm, Bosch oder die Otto-Gruppe an der Börse notiert – spiegelt der DAX nicht genau die gesamt­wirtschaftliche Ent­wicklung Deutschlands wieder. Der DAX fasst jedoch die Ent­wicklung einiger der größten Unter­nehmen in Deutschland zusammen.

Je größer das Unter­nehmen und je mehr Aktien von diesem an der Börse gehandelt werden, umso größer ist die Gewichtung dieses Unter­nehmens in Indizes wie dem DAX. So haben derzeit das größte Gewicht die Unter­nehmen Bayer (Pharma), Daimler (Automobilproduktion) und Allianz (Versicherungen) mit jeweils etwa 9%. Dahinter folgen Siemens (Elektro­technik), SAP (Standard­software) und BASF (Chemie) mit jeweils 8%. Diese sechs Unter­nehmen machen damit in etwa die Hälfte des ganzen Index aus. Zweimal pro Jahr wird die Zusammen­setzung über­prüft, so dass Unter­nehmen aus dem Index heraus­genommen werden können, wenn sie „zu klein“ geworden sind, und dafür neue auf­genommen werden können.

Der DAX startete am 1. Januar 1988 mit 1.000 Punkten (das ist nicht ganz richtig, der eigentliche Start war am 1. Juli und dann wurde zurück­gerechnet). Heute steht der DAX bei knapp 10.000 Punkten, so dass aus einer Investition von 500 Euro im Jahr 1988, heute knapp 5.000 Euro geworden wären. Dies stimmt aber natürlich nur, wenn man bereits 1988 den kompletten Index gekauft hätte (was zu dieser Zeit aber natürlich nur sehr schwierig und teuer war). Heute können Sie jedoch bequem und kosten­günstig in den gesamten DAX mittels eines Indexfonds/ETF investieren (z. B. in den iShares CORE DAX ETF, WKN: 593393). Dieser Fonds spiegelt die Ent­wicklung des DAX 1:1 wieder.

Der DAX ist ein sogenannter Performance-Index. Die im Laufe der Zeit von den Unter­nehmen gezahlten Gewinn­ausschüttungen (Dividenden) werden also bei der Berechnung mit­berücksichtigt. Somit wollten die Erfinder des DAX vor allem auch den Privat­anlegern auf einfacher Weise aufzeigen, was aus ihrem investierten Geld geworden ist. Bei einem Performance-Index wird unter­stellt, dass alle Ausschüttungen der Unter­nehmen sofort wieder in diese investiert werden. Es ergibt sich wie bei Bank­sparplänen die Zinsen auf die Ein­lage zahlen der sogenannte „Zinses-Zins-Effekt“.

Wenn bei der Sendung „Börse vor Acht“ vor der Tagesschau oder dem „heute-journal“ im ZDF also vom DAX gesprochen wird, handelt es sich (leider) immer um den DAX Performance-Index. Es gibt aber noch einen kleineren Bruder, den sogenannten DAX-Kurs-Index. Dieser spiegelt die reine Kurs­entwicklung der in ihm gelisteten Unter­nehmen wider, berück­sichtigt also nicht die gezahlten Divi­denden. Hier wird folglich unter­stellt, dass die Ausschüttungen der Unter­nehmen nicht re­investiert werden. Ganz ähnlich als würde man mit der Divi­dende am Ende des Jahres einmal gut Essen gehen anstatt das aus­geschüttete Geld wieder neue Aktien zu investieren.

Und da es für jemanden, der heute zum ersten Mal Aktien kaufen möchte, total egal ist, wie viel Divi­dende die Deutsche Bank (auch ein DAX-Mitglied) vor 20 Jahren gezahlt hat, ist der DAX Kursindex eigentlich wesent­lich interessanter, um zu entscheiden, ob man investieren sollte. Der DAX Performance-Index wird quasi durch die Divi­denden künstlich aufgebläht.

Vergleicht man die Kurs­entwicklung der beiden Indizes (beide starteten bei 1.000 Punkten) fällt folgendes auf: Der DAX Performance-Index steht bei knapp 10.000 Punkten während der DAX Kurs-Index „nur“ bei knapp 5.000 Punkten steht.

DAX Kurs-Index (rot) und DAX Performance-Index (blau) im Vergleich seit Mitte 1999

dax-kurs_vs_performanceQuelle: www.boerse.de

Anhand der oben dargestellen Kursentwicklung der beiden DAX-Indizies kann man erkennen, dass die Aktienkurse, dargestellt durch den DAX-Kurs-Index (rot), seit der Technologieblase am Anfang des Jahrtausends bis heute gar nicht so stark gestiegen sind, wie man beim Blick auf den DAX Performance-Index denken könnte. Während sich der Performance-Index in den letzten 10 Jahren fast ver­doppelt hat, ist der Kurs-Index kaum gestiegen. Der Anstieg ist also nur auf die in der Zeit aus­geschütteten Dividenden zurück­zuführen und nicht auf gestiegene Kurse, denn die Differenz wischen der roten und der blauen Kurve sind ausschließlich die Dividenden der Unter­nehmen, die im DAX enthalten sind. Allein aus der Kursentwicklung kann man noch nicht erkennen, ob der DAX, d.h. die enthaltenden Aktien, nun teuer oder günstig sind, denn dies ist u.a. abhängig vom Gewinn, den die Unter­nehmen in Zukunft erwirtschaften werden. Aber man kann sagen, dass man sich nicht von ständig neuen Höchstständen des DAX Performance-Index beeindrucken lassen sollte. Der DAX Performance-Index steigt auch dann, wenn die Aktienkurse gleich bleiben und die Unter­nehmen lediglich ihre jährlichen Dividenden ausschütten.

Gut zu wissen: Die Entwicklung von einzelnen Aktien wird im übrigen immer ohne die zurück­liegenden Divi­denden betrachtet, es wird also keine Reinvestition der Divi­denden unterstellt. Ein Vergleich des DAX (Performance-Index) mit einer Aktie oder zum Beispiel dem US-amerikanischen S&P 500-Index oder dem Euro Stoxx 50 Index (beides Kurs-Indizes), ist daher ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.

Daher denken Sie in Zukunft immer daran, dass der von den Medien zitierte DAX ein Performance-Index ist und schauen Sie viel lieber auf den DAX-Kursindex (Wertpapierkenn-Nummer: 846744). Sie finden die Entwicklung des DAX Kurs-Index und viele weitere Informationen wie die einzelnen Unter­nehmen im DAX beispielsweise hier: www.onvista.de/index/DAX-KURS-Index-1966970.

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