Was ist eigentlich der DAX? – und warum Sie sich nicht von ihm verrückt machen lassen sollten
Je größer das Unternehmen und je mehr Aktien von diesem an der Börse gehandelt werden, umso größer ist die Gewichtung dieses Unternehmens in Indizes wie dem DAX. So haben derzeit das größte Gewicht die Unternehmen Bayer (Pharma), Daimler (Automobilproduktion) und Allianz (Versicherungen) mit jeweils etwa 9%. Dahinter folgen Siemens (Elektrotechnik), SAP (Standardsoftware) und BASF (Chemie) mit jeweils 8%. Diese sechs Unternehmen machen damit in etwa die Hälfte des ganzen Index aus. Zweimal pro Jahr wird die Zusammensetzung überprüft, so dass Unternehmen aus dem Index herausgenommen werden können, wenn sie „zu klein“ geworden sind, und dafür neue aufgenommen werden können.
Unternehmen | Gewichtung |
---|---|
Bayer | 9,41% |
Daimler | 8,82% |
Allianz | 8,48% |
Siemens | 7,96% |
SAP | 7,79% |
BASF | 7,43% |
Der DAX startete am 1. Januar 1988 mit 1.000 Punkten (das ist nicht ganz richtig, der eigentliche Start war am 1. Juli und dann wurde zurückgerechnet). Heute steht der DAX bei knapp 10.000 Punkten, so dass aus einer Investition von 500 Euro im Jahr 1988, heute knapp 5.000 Euro geworden wären. Dies stimmt aber natürlich nur, wenn man bereits 1988 den kompletten Index gekauft hätte (was zu dieser Zeit aber natürlich nur sehr schwierig und teuer war). Heute können Sie jedoch bequem und kostengünstig in den gesamten DAX mittels eines Indexfonds/ETF investieren (z. B. in den iShares CORE DAX ETF, WKN: 593393). Dieser Fonds spiegelt die Entwicklung des DAX 1:1 wieder.
Der DAX ist ein sogenannter Performance-Index. Die im Laufe der Zeit von den Unternehmen gezahlten Gewinnausschüttungen (Dividenden) werden also bei der Berechnung mitberücksichtigt. Somit wollten die Erfinder des DAX vor allem auch den Privatanlegern auf einfacher Weise aufzeigen, was aus ihrem investierten Geld geworden ist. Bei einem Performance-Index wird unterstellt, dass alle Ausschüttungen der Unternehmen sofort wieder in diese investiert werden. Es ergibt sich wie bei Banksparplänen die Zinsen auf die Einlage zahlen der sogenannte „Zinses-Zins-Effekt“.
Wenn bei der Sendung „Börse vor Acht“ vor der Tagesschau oder dem „heute-journal“ im ZDF also vom DAX gesprochen wird, handelt es sich (leider) immer um den DAX Performance-Index. Es gibt aber noch einen kleineren Bruder, den sogenannten DAX-Kurs-Index. Dieser spiegelt die reine Kursentwicklung der in ihm gelisteten Unternehmen wider, berücksichtigt also nicht die gezahlten Dividenden. Hier wird folglich unterstellt, dass die Ausschüttungen der Unternehmen nicht reinvestiert werden. Ganz ähnlich als würde man mit der Dividende am Ende des Jahres einmal gut Essen gehen anstatt das ausgeschüttete Geld wieder neue Aktien zu investieren.
Und da es für jemanden, der heute zum ersten Mal Aktien kaufen möchte, total egal ist, wie viel Dividende die Deutsche Bank (auch ein DAX-Mitglied) vor 20 Jahren gezahlt hat, ist der DAX Kursindex eigentlich wesentlich interessanter, um zu entscheiden, ob man investieren sollte. Der DAX Performance-Index wird quasi durch die Dividenden künstlich aufgebläht.
Vergleicht man die Kursentwicklung der beiden Indizes (beide starteten bei 1.000 Punkten) fällt folgendes auf: Der DAX Performance-Index steht bei knapp 10.000 Punkten während der DAX Kurs-Index „nur“ bei knapp 5.000 Punkten steht.
DAX Kurs-Index (rot) und DAX Performance-Index (blau) im Vergleich seit Mitte 1999
Anhand der oben dargestellen Kursentwicklung der beiden DAX-Indizies kann man erkennen, dass die Aktienkurse, dargestellt durch den DAX-Kurs-Index (rot), seit der Technologieblase am Anfang des Jahrtausends bis heute gar nicht so stark gestiegen sind, wie man beim Blick auf den DAX Performance-Index denken könnte. Während sich der Performance-Index in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt hat, ist der Kurs-Index kaum gestiegen. Der Anstieg ist also nur auf die in der Zeit ausgeschütteten Dividenden zurückzuführen und nicht auf gestiegene Kurse, denn die Differenz wischen der roten und der blauen Kurve sind ausschließlich die Dividenden der Unternehmen, die im DAX enthalten sind. Allein aus der Kursentwicklung kann man noch nicht erkennen, ob der DAX, d.h. die enthaltenden Aktien, nun teuer oder günstig sind, denn dies ist u.a. abhängig vom Gewinn, den die Unternehmen in Zukunft erwirtschaften werden. Aber man kann sagen, dass man sich nicht von ständig neuen Höchstständen des DAX Performance-Index beeindrucken lassen sollte. Der DAX Performance-Index steigt auch dann, wenn die Aktienkurse gleich bleiben und die Unternehmen lediglich ihre jährlichen Dividenden ausschütten.
Gut zu wissen: Die Entwicklung von einzelnen Aktien wird im übrigen immer ohne die zurückliegenden Dividenden betrachtet, es wird also keine Reinvestition der Dividenden unterstellt. Ein Vergleich des DAX (Performance-Index) mit einer Aktie oder zum Beispiel dem US-amerikanischen S&P 500-Index oder dem Euro Stoxx 50 Index (beides Kurs-Indizes), ist daher ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.
Daher denken Sie in Zukunft immer daran, dass der von den Medien zitierte DAX ein Performance-Index ist und schauen Sie viel lieber auf den DAX-Kursindex (Wertpapierkenn-Nummer: 846744). Sie finden die Entwicklung des DAX Kurs-Index und viele weitere Informationen wie die einzelnen Unternehmen im DAX beispielsweise hier: www.onvista.de/index/DAX-KURS-Index-1966970.